Chloé Delarue
TAFAA – Fertility Device (Uncanny Valley)
Auf drei synchronisierten, vertikal übereinander angeordneten Bildschirmen schreitet eine Frau lebensgross auf die Betrachtenden zu. Statt einer schützenden Haut jedoch überzieht den entblössten, gehäuteten und dadurch zugleich auch anonymisierten Körper ein starrer Latexabdruck auf einer Glasplatte. Auf dem Abdruck ist die Fratze eines Trollgesichts erkennbar.
Die installative Arbeit ist Teil des Werkzyklus TAFAA – Toward A Fully Automated Appearance, inspiriert durch einen 1971 veröffentlichten Artikel des Ökonomen Fischer Black über die Automatisierung des Aktienmarktes. Innerhalb des Zyklus setzt Delarue Latex quasi als materia prima ein, das innerhalb ihrer Werke jegliche Gestalt anzunehmen vermag. So giesst sie daraus endlos fallende Blätter, ebenso wie immer wieder neu abgelegte Schlangenhäute oder auch Zigaretten, als Relikte des allgegenwärtigen Werbe- und Marketingzyklus an dessen Anfang der Marlborough Man steht. Wie in den Metamorphosen des Ovid entwickelt sie mit ihren Installationen eine eigene zeitgenössische Mythologie der Überlagerung von biologischem Leben, AI und virtueller Identitätsfindung. Im Fall des zu einem hämischen Grinsen verzerrten Trolls offenbart sie die dämonische, dionysische Seite ihrer virtuellen Mythologie, die Häutung, die Entblössung innerhalb der sozialen Netzwerke, welche die Userinnen und User zu leichten Zielen von anonymen Provokationen und Beleidigungen werden lässt. Uncanny Valley ist spezifisch für die Ausstellung der Pax Art Awards im HeK geschaffen worden, mit dem Delarue dafür ausgezeichnet wurde.
Text: Bettina Back