Lauren Huret
Face Swap (present)
Mit dem kurzen Videoloop Face Swap (present) zeigt Lauren Huret, kurz nach Face Swap (past), die Übernahme unserer Identität durch unsere Smartphones.
Wir sehen die Künstlerin nicht mehr am heimischen Schreibtisch vor dem Computerbildschirm sitzend, sondern sie posiert mit dem Smartphone in der Hand vor minimalistischen Betonbunkern des NSA Data Centers in Utah in einer kargen, winterlichen Hügellandschaft. Auch hier starrt der dem Betrachtenden zugewandte Kopf diesem als blickloser, schwarzer Smartphonehintergrund entgegen. Das isolierte Gesicht seinerseits blickt uns aus dem schwarzen Hintergrund des Smartphones an. Die fahrige Selbstberührung der freien linken Hand am Hals wirkt angesichts der darüber klaffenden Leere umso sinnentleerter. Auch ein prüfender Blick des ausgelagerten Gesichtes auf den eigenen Körper vermag keine Identität zwischen Körper und Geist mehr zu stiften. Das Trommeln der Finger auf das linke Knie scheint beinahe das ungeduldige Warten auf neue Inputs des mobilen Gerätes zu verkörpern.
Spätestens seit den medienwirksamen Diskussionen um Yuval Hararis 2015 erschienenes Buch Homo Deus, ist die schon von Marshall McLuhan, Paul Virilio, u. a. postulierte Auslagerung der menschlichen Sinne und Emotionen an Maschinen, wie sie Huret hier zeigt, diskursiver Bestandteil der Medienästhetik der 1990er Jahre. Mit Harari gelangt sie im Hier und Jetzt an bei den sich beschleunigenden Fortschritten auf den Gebieten der Genforschung und der Künstlichen Intelligenz. Und bei den Applikationen unserer Smartphones, die, so Harari schon heute mehr über uns wissen, als wir selbst. Vor diesem Hintergrund liest man die NSA Datencenter im Bildhintergrund als Impulsgeber für die nächste Handlungsanweisung an die ungeduldig zuckenden Finger.
(Text: Bettina Back)