collectif_fact
Circus
Die Videoinstallation Circus lebt von der Spannung zwischen der einfachen, statischen Aufnahmemethode der Bilder mittels digitaler Fotografie und deren technisch hochversierter Animation.
Vor einem unbestimmten, schwarzen Grund schweben verschiedene Mirkoszenarien des gleichnamigen Platzes in Genf auf die Betrachtenden zu und entschwinden, indem sich die unterschiedlichen Bestandteile in zahlreiche Schichten zerdehnen. So wird das Logo einer am Boden zerknüllten Brottüte von dieser gelöst und gemeinsam mit den Fettflecken, die sich in der Tüte gebildet haben, dreidimensional aufgefaltet. Die Tastatur eines öffentlichen Telefons löst sich von dem Apparat ebenso, wie die Fussgängerstreifen von der Strasse. Das fliessende Sezieren der einzelnen Schichten eines normalerweise als Einheit wahrgenommenen alltäglichen Gegenstandes ist dem beständig subsummierenden Strom der einheitsstiftenden alltäglichen Wahrnehmung diametral entgegengesetzt. Wir können die Form der Fettflecken in der Tüte nie so wahrnehmen, wie sie uns von den Künstlern vor Augen geführt wird. Unter Bezugnahme auf die hyperreale Ästhetik von animierten Architekturmodellen, wird der Platz bis auf den kleinsten Kieselstein plastisch herausgeschält und bleibt dabei durch die fehlende Kohärenz der Bilder unbegehbar. Der Überschuss an Information lenkt durch den Mangel an räumlicher Kontingenz den Blick auf einen prototypischen Platz einer Schweizer Stadt im 21. Jahrhundert.
(Text: Bettina Back)