TechBrunch: Born-Digital Art
Was bleibt von unserer Zeit, und wie können wir Spuren für die Zukunft hinterlassen? Beim TechBrunch mit Benedict Henshaw geht es um Erinnerung, Bewahrung und digitale Spuren, von Software-Archiven bis zu Ritualen und Poesie.
Digitale Dinge bleiben nicht von selbst bestehen. Ein fehlendes Plug-in, ein Browser-Update, ein Betriebssystem, das es nicht mehr gibt, und ein Werk kann über Nacht verschwinden. Was heisst es, ein Kunstwerk zu bewahren, dessen Umgebung sich ständig verschiebt?
In diesem TechBrunch geben Claudia Röck, Konservatorin der Medienkunstsammlung des HEK, und Dragan Espenschied, Preservation Director bei Rhizome (NYC), Einblick in die Pflege born-digitaler Werke. Claudia zeigt, welche Arbeiten aus der Schweizer Medienkunstsammlung stabil laufen, welche sich sperren und wie Konservator:innen entscheiden, wo die Grenzen eines Werks verlaufen. Dragan führt in Rhizomes langjährige Praxis ein und macht sichtbar, warum born-digital art untrennbar mit den Systemen und Gewohnheiten ihrer Zeit verbunden ist, wie frühe Web-Ästhetiken zu Kulturerbe wurden und weshalb Emulation nicht nur nostalgisch ist, sondern ein Weg, digitale Kunst jenseits von Screenrecordings zugänglich zu halten.
Gemeinsam werden wir für einen Nachmittag zu digitalen Konservator:innen. Mit Claudia und Dragans Anleitung richtest Du eine Windows-XP-Umgebung ein und erkundest Werke, die sich nur in diesem rekonstruierten digitalen Raum vollständig zeigen. Vorkenntnisse brauchst Du keine – Neugier reicht. Zusammen finden wir Orientierung, entdecken, was digitales Kulturerbe bedeuten kann, sehen, wie Medienkunst lebendig bleibt, und tauchen ein in die besondere Atmosphäre früher Online-Welten und ihrer Betriebssysteme.
TechBrunch wird wie immer mit Kaffee, Tee, Orangensaft und Gipfeli serviert. ☕🥐
Claudia Röck setzt sich leidenschaftlich für die Geschichte und die Erhaltung von Medienkunst und deren Technologien ein. Sie arbeitet als Restauratorin für Medienkunst am Haus der Elektronischen Künste Basel, am Kunstmuseum Basel sowie für weitere Institutionen. Zuvor forschte sie an der Universität Amsterdam zu Konservierungsstrategien für softwarebasierte Kunst. Diese Forschung entstand im Rahmen des EU-geförderten Projekts New Approaches in the Conservation of Contemporary Art (NACCA). Von 2019 bis 2021 war sie am Netherlands Institute for Sound and Vision an einem Projekt zur Software-Erhaltung beteiligt. Davor arbeitete sie als Assistant Time-Based Media Conservator bei Tate, hauptsächlich mit videobasierter Kunst.
Dragan Espenschied ist Preservation Director bei Rhizome NY und betreut dort ArtBase, eine Sammlung von mehr als 2200 Werken digitaler Kunst und Net Art. Mit einem Hintergrund in Net-Aktivismus, Net Art und elektronischer Musik konzentriert sich seine Arbeit heute weniger auf einzelne Kunstwerke. Im Zentrum stehen Infrastrukturfragen sowie Initiativen für das gesamte Feld, insbesondere in den Bereichen Webarchivierung, Emulation und Linked Open Data.
Diese Sonderausgabe von TechBrunch findet im Rahmen des Projekts «Zeitreise in unsere digitale Vergangenheit» statt, unterstützt von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Das Projekt untersucht kulturelle Bewahrung durch die Linse von Emulationstechnologien.