Coding for Curators & Co.
Zwei praxisorientierte Workshoptage mit den Künstlerinnen Julia Schicker und Sarah Friend für Kurator:innen, Kulturschaffende und alle Code-Neugierigen – Du entscheidest, ob Du an einem oder beiden Tagen teilnimmst.
Digitale Kunst basiert auf Code. Während viele Künstler:innen selbst programmieren, stehen Kurator:innen und Kulturschaffende oft vor der Aufgabe, softwarebasierte Werke zu betreuen – ohne je die Möglichkeit gehabt zu haben, hinter die Kulissen zu blicken. Coding for Curators & Co. bietet einen klaren, zugänglichen Einstieg in die Welt des Programmierens und der digitalen Infrastruktur – und zeigt, wie Systeme und Umgebungen die Installation, Pflege und den langfristigen Zugang von Kunstwerken prägen.
Die Künstlerinnen Julia Schicker und Sarah Friend, die beide intensiv mit Code arbeiten, gestalten diesen Workshop für Kurator:innen, Ausstellungsmacher:innen, Produzent:innen und Kunstschaffende mit wenig bis keiner Programmiererfahrung. Ob Du regelmässig mit digitaler Kunst arbeitest oder gerade erst beginnst, Dich damit auseinanderzusetzen – hier erwirbst Du das technische Wissen, um gezieltere Fragen zu stellen, Ausstellungen reibungsloser zu planen und selbstbewusster mit Künstler:innen zusammenzuarbeiten – mit einem besseren Verständnis dafür, wie sich digitale Werke über die Zeit erhalten und pflegen lassen.
Du kannst einen oder beide Tage besuchen – ganz nach Deinen Interessen. Wenn Du nur am zweiten Tag teilnimmst, erhältst Du zu Beginn einen kompakten Überblick über die Inhalte von Tag 1, um problemlos einzusteigen.
Tag 1 – Grundlagen von Code und digitaler Kunst-Infrastruktur mit Julia Schicker
Ein verständlicher Einstieg in die Frage, wie Code digitale Kunst prägt – und was das für die kuratorische Praxis bedeutet:
- Wie das Web funktioniert: Überblick über „Frontend“ (alles Sichtbare im Browser) und „Backend“ (Server, Datenbanken, Cloud-Speicher)
- Wichtige Programmiergrundlagen: HTML, CSS, JavaScript und was Begriffe wie Loop, Library oder API bedeuten
- Tools und Workflows: Wie Künstler:innen softwarebasierte Werke entwickeln – und was Du wissen solltest, um sie zu begleiten
- Praktische Anwendungen: Technische Anforderungen erkennen, Installationsaufwand einschätzen und Dokumentation, Abhängigkeiten, Archivierung und Umgebungserfassung von Beginn an mitdenken. Wir betrachten virtuelle Maschinen als ein Werkzeug der Archivierung, um ursprüngliche Software-Umgebungen zu rekonstruieren und so das Verhalten und die Ästhetik der Werke zu bewahren.
Mit Live-Demos, Übungen zum Mitmachen und Beispielen aus der aktuellen digitalen Kunstpraxis.
Tag 2 – Algorithmen, Interaktivität und kuratorische Strategien mit Sarah Friend
Aufbauend auf Tag 1 (oder mit einer kurzen Einführung für Neueinsteiger:innen) geht es um fortgeschrittene Code-Konzepte und ihre Bedeutung für die kuratorische Arbeit:
- Die Software-Stacks: Wie Code in der Cloud funktioniert und sich mit externen Diensten und Hardware verbindet
- Algorithmen im Kontext: Von generativer Kunst über Machine Learning bis hin zu „Vibe Coding“ – wie sich Softwareentwicklung verändert
- Interaktivität und User Experience: Wie Kunstwerke auf ihr Publikum und ihre Umgebung reagieren
- Ausstellungs-, Archiv- und Zugangsplanung: Technische Machbarkeit einschätzen, Wartung voraussehen, effektiv mit Künstler:innen und Entwickler:innen zusammenarbeiten und geeignete Strategien der Bewahrung wählen. Wir sprechen über Emulation als Möglichkeit, historische Umgebungen nachzubilden, sodass Werke so aussehen, sich verhalten und anfühlen wie ursprünglich vorgesehen – und darüber, wann Emulation gegenüber Migration vorzuziehen ist und welche Kompromisse sie mit sich bringt.
Mit praxisnahen Übungen, die komplexe Systeme greifbar und verständlich machen.
Für wen sind diese Workshops?
- Kurator:innen und Kulturschaffende im Bereich digitaler oder softwarebasierter Kunst
- Produzent:innen, Registrar:innen und Ausstellungstechniker:innen, die mit technisch komplexen Installationen arbeiten
- Kunstschaffende, die ihre Code-Literacy erweitern wollen, um besser zusammenzuarbeiten und Erhaltungsstrategien besser einschätzen zu können
- Alle im Kulturbereich, die neugierig auf Code sind und einen praktischen Einstieg suchen
Vorkenntnisse im Programmieren sind nicht nötig.
Mitbringen: Eigenen Laptop und Neugier – wir kümmern uns um den Rest.
Diese Workshops entstehen mit der grosszügigen Unterstützung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) im Rahmen des Projekts «Zeitreise in unsere digitale Vergangenheit», das sich mit der Bewahrung digitaler Kulturgüter durch Emulationstechnologien beschäftigt.
Sarah Friend ist Künstlerin, Forscherin und Softwareentwicklerin aus Kanada und lebt in Berlin. In ihrer Arbeit untersucht sie das Zusammenspiel von Spiel, Ökonomie und Identität im Kontext neuer Technologien. Sie hat auf Bachelor- und Masterebene unterrichtet und war in verschiedenen para-akademischen Formaten tätig, unter anderem an der HEAD Genève (Schweiz), Rupert (Litauen), La Plateforme (Frankreich), der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg sowie bei Gray Area in San Francisco (USA). 2022 war sie Gastprofessorin an der Cooper Union in New York.
Julia Schicker ist Künstlerin und Softwareentwicklerin mit Sitz in Basel. Sie studierte Medienkunst an der Zürcher Hochschule der Künste (BA), Bildende Kunst an der LUCA School of Arts in Brüssel (MFA) sowie Informatik an der ETH Zürich (BSc). Gemeinsam mit Anna Flurina Kälin kuratiert sie die Reihe Art & Computer Science am Departement Informatik der ETH Zürich. Seit 2021 ist sie Gastdozentin am Institute Art Gender Nature der FHNW Basel, wo sie zu neuen Technologien, ihrer Funktionsweise und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen lehrt. Ab 2025 wird sie zudem Programmieren im Masterstudiengang Art:ificial Studies an der ZHdK unterrichten. In Zusammenarbeit mit dem Haus der Elektronischen Künste Basel konzipierte und leitete sie zahlreiche Vorträge und Workshops zu Blockchain-Technologien und deren Bedeutung für die Kunst. In ihrer künstlerischen Praxis und Forschung beschäftigt sie sich mit den Strukturen von Web3 und Künstlicher Intelligenz und reflektiert über Netzwerke sowie Möglichkeiten der Dezentralisierung.