Gysin Andreas
Crush #6

Die beiden NFTs Crush #6 und Crush #11 des Schweizer Künstlers Andreas Gysin sind browserbasierte Videoarbeiten aus dem Jahr 2023 und gehören zu einer Edition von 265 Arbeiten, die der Künstler über die NFT-Online-Plattform OpenSea lancierte.
Auf einem schwarzen Hintergrund entstehen durch die Anordnung von Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen bunte, animierte Muster und Kompositionen. Diese formen sich zu dynamischen, immer wieder neu zusammengesetzten Strukturen und Mustern. Die Muster arrangieren sich stetig, nach scheinbar eigenen Regeln, neu und bewegen sich mal schneller, mal langsamer. In Crush #6 ziehen abstrakte, geometrische Formen und Muster in verschiedenen Blau-, Gelb- und Magentatönen von links nach rechts über den Bildschirm. In Crush #11 hingegen variieren die Formen zwischen Muster und flirrenden Wörtern und Buchstaben, gehalten in kräftigen Rot-, Pink- und Weisstönen. Sie ändern abrupt ihre Richtung, überlagern sich oder zerfallen scheinbar, nur um sich im nächsten Moment neu zu formieren. Die Elemente sind in konstanter Bewegung, erinnern aber in ihrem gestalterischen Ansatz an ASCII-Art, Teletext oder Quellcode.
Crush verwandelt seinen eigenen Quellcode in eine visuelle Komposition und zeigt ihn in Echtzeit auf einem ASCII-Raster. Die Schrift borgt der Künstler vom Bildschirm einer alten Rechenmaschine, überführt sie aber in ein generatives, digitales Format. Die Arbeit reflektiert den Moment der Selbstbetrachtung eines Systems – Code, der sich selbst offenlegt, während er zugleich neue Strukturen erzeugt.
Die generative und interaktive Animation basiert auf einem eigens vom Künstler entwickelten Programm, das es ermöglicht, direkt im Browser Text als Bitmap-Grafik in Echtzeit zu rendern und darzustellen. Über verschiedene vorgegebene Eingaben lassen sich die visuellen Parameter steuern: Schattierungen und Skalierungen können angepasst, Einzelbilder aus der Animationssequenz als Bilddateien gespeichert oder die Zeichenfolge als Textdatei exportiert werden. Die Informationen zum Werk und die Legende zu den Befehlen können über die Taste i abgerufen werden.
In seiner Essenz ist Crush eine Reflexion über den Quellcode als ästhetisches Material – eine poetische Verschmelzung von Struktur und Bewegung, in der sich digitale Prozesse selbst sichtbar machen.
Text: Nina Liechti