Stefan Karrer
Stefan Karrer verfügt über einen feinen Sinn für Poetik und Ironie, mit dem er die zeitgenössische digitale und Online-Kultur scharf kritisiert. Hinter den scheinbar banalen Bildern und Themen, die er untersucht, verbergen sich bedeutende gesellschaftliche Veränderungen, die durch aktuelle Medientechnologien geprägt sind.
In Cool clouds that look like they should be spelling something, but they don't (2016) kreiert Karrer eine automatisierte Desktop-Performance, die den Betrachter durch sein Archiv von gefundenen Bildern und Bildunterschriften auf Flickr führt. Beim Navigieren durch die von Nutzern hinzugefügten Bildunterschriften rezitiert eine Computerstimme diese "verrückten", "coolen" oder "einsamen" Online-Wolken und konfrontiert die Betrachter mit Online-Phänomenen, die sich zunehmend von der Realität entfernen. In diesem Kontext wird die Natur medialisiert, abstrahiert und Teil der vernetzten sozialen Kommunikation.
In Calypso Cave (2021) geht Karrer der Frage nach, wie Wahrheit und Realität durch Online-Kultur und -Kommunikation geformt werden. In dieser Arbeit sammelt und kompiliert der Künstler über zehn Jahre lang Instagram-Bilder und deren Bildunterschriften und dokumentiert, wie Nutzer:innen Bilder der "falschen" Calypso-Höhle geteilt haben, die nach einem Teileinsturz im Jahr 2010 - kurz nach dem Start von Instagram - für die Öffentlichkeit geschlossen worden war.
Durch Strategien der Aneignung und des experimentellen Schreibens untersucht Karrer die Macht der vernetzten Technologien, die Politik und Poetik des Internets und unseren Konsum von Online-Medien. Die Jury war beeindruckt von der Fähigkeit des Künstlers, soziale und politische Fragen im Zusammenhang mit vernetzten Medien durch seine ironischen und witzigen, aber auch zarten und poetischen Transformationen des Ausgangsmaterials zu thematisieren.