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Satellite Daylight 47°33‘N
Satellite Daylight 47°33’N ist eine interaktive Lichtinstallation von fabric | ch, das Lausanner Studio für Architektur, Interaktion und Forschung. Ein sich nach oben verjüngendes Trapez aus 24 Hochspannungsneonröhren ist mit im Internet gesammelten Daten von Wetterstationen und meteorologischen Satellitenkarten in Echtzeit verbunden. Es geht dabei um die Übertragung realer, globaler Lichtverhältnisse, die ein Satellit aufnehmen würde, während er die Erde auf dem Breitengrad von Basel in einer Endlosschleife umkreist, in elektrische Intensität.
Auf einem Monitor neben der Lichtinstallation sieht man den Basler Breitgenrad auf einer aktuellen Wetterkarte markiert, sowie die wandernde Position des imaginären Satelliten. Was er gerade aufnimmt, erscheint mittels einer eigens entwickelten Software übersetzt in Lichtintensitäten direkt im Ausstellungsraum. Zieht etwa eine Wolkenformation vorbei, verschattet sich kurzzeitig auch die Lichtintensität der Neonröhren. Gelangt der Satellit auf die andere Hemisphäre der Erde, erlischt auch die letzte noch leuchtende Neonröhre auf der Vorderseite. Wir sehen nun indirektes Licht über die Rückseite der Arbeit wandern, bevor es dann am linken Rand wieder auftaucht und der artifizielle Tag von neuem beginnt. Ein Satellit benötigt bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7541m/s ca. 90 min für eine Erdumkreisung. Pro Ausstellungstag durchläuft die Installation so an die 15 Tag- und Nachtwechsel.
Die Auswertung meteorologischer Daten aus dem Netz in Echtzeit ermöglicht es dem Lausanner Studio, den imaginären Flug eines Satelliten um die Erde auf den Breitengrad von Basel in direkt erfahrbare, abstrakte Muster aus Licht zu übersetzen. Der Standpunkt aus dem Orbit heraus, den wir dabei mit den Künstlern gemeinsam einnehmen, ist durch die trapezförmige Verjüngung der Neonröhren nach oben angedeutet. Sie entspricht der Verjüngung des Blickwinkels auf die nördliche Halbkugel des Erdkörpers hinab. Sie entspricht ebenso der bekannten Realität der Welt als globales Dorf, wo es alltäglich geworden ist, um den Globus zu jetten bei zunehmender Beschleunigung von Kommunikations- und Arbeitsprozessen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der die vielschichtigen klimatischen, ökologischen, geo- und gesundheitspolitischen Implikationen dieses Lebenswandels immer deutlicher zu Tage treten. Den Überblick, den uns der Standpunkt von aussen gewährt, könnten wir dazu nutzen, diese Implikationen bewusst und nachhaltig zu gestalten.
(Text: Bettina Back)