Studer / van den Berg
Hotel Vue des Alpes
In einer bis auf den letzten Stein fiktiven Landschaft von ca. 20 km2 mit Bergseilbahn, Alpsee und Alphütte haben Monica Studer und Christoph van den Berg seit März 2000 ein virtuell bewohnbares Hotel mit neun Zimmern im Stil der 1960er Jahre eröffnet. Jedes der Zimmer kann für bis zu fünf Tage gebucht werden, was den kostenlosen und exklusiven Zugang zu den sich kontinuierlich erweiternden Freizeitaktivitäten und Hotelbereichen ermöglicht.
Das Gipsmodell (1: XY), das als Vorlage für die virtuelle Umsetzung des Gebäudes diente, verdeutlicht das für die Arbeit grundlegende Oszillieren zwischen der Offenlegung der eigenen Konstruiertheit der Bildwelt und dem Eintauchen in eine vermeintlich vertraute Schweizer Alpenwelt. Dabei wurde explizit auf fotografische Vorlagen verzichtet, sondern eine imaginäre, archetypische Schweizer Bergidylle geschaffen, die ihre genuine Künstlichkeit als ein dichtes Raster von Polygonalen immer wieder selbst zur Schau stellt. So ist jeder Körper eines Objekts, etwa eines Glases, bei näherem Betrachten in seinen Kurven polygonal gebrochen, wie es die Künstler_innen auf der Hotelwebsite beschreiben.
Die Überlagerung von medialer Selbstreflexivität und individueller Erfahrung der Betrachtenden besteht nicht nur bildimmanent, sie zeigt sich auch in der Doppelgesichtigkeit von Kunstprojekt und virtuellem Tourismusangebot, ebenso, wie in der Exklusivität des Zugangs zu Hotel und Alpenpanorama, innerhalb eines für alle offenen Mediums.
(Text: Bettina Back)