Karin Lustenberger
Here and Now
In der interaktiven Installation Here and Now (2013/2016) der in Basel lebenden Künstlerin Karin Lustenberger tasten zwei Funkkameras vor einer wandfüllenden Projektionsfläche den Ausstellungsraum ab. Ihre Aufnahmen sind in Echtzeit auf der Projektion zu sehen. Die vor allem in der elektronischen Überwachung eingesetzten, kleinen Kameras werden von zwei künstlichen, menschlichen Händen gehalten, deren robotische Aufnahmebewegungen programmierten Steuerimpulsen folgen. Die Kameras werden in ihrer Abbildfunktion jedoch immer wieder durch gezielte Funksignale gestört, welche zu Interferenzen der Projektion führen. Das Zusammenspiel aus realem Raum und Bildstörung entwickelt sich dabei zu flackernden Pixelschwärmen, die immer wieder eine Eigendynamik entwickeln und zu einer grossformatigen, digital abstrakten Darstellung verschmelzen, bevor wieder bekannte Raumfragmente auftauchen.
Spätestens seit dem Kubismus gibt es zwei grundlegende Herangehensweisen mittels einer visuellen Darstellung neue Sichtweisen zu ermöglichen. Grob vereinfacht wird die Darstellung entweder aufgebrochen, zerstückelt oder unterbrochen; oder sie wird aus mehreren Bestandteilen neu zusammengesetzt. Lustenberger gelingt es, mit ihrer ausgeklügelten, installativen Anordnung, durch das Aufbrechen der reinen Abbildfunktion der Überwachungskameras eine genuine medienimmanente Qualität digitaler Bildwelten auf spielerische Weise greifbar zu machen.
(Text: Bettina Back)