Amanda E. Metzger
Ever, 21.12.2023
Die Serie der Ever Tokens entstand aus dem installativen und partizipativen Werk Ever (2023) der Schweizer Künstlerin Amanda E. Metzger. Die fünf NFTs in der HEK-Sammlung tragen neben dem Serientitel Ever jeweils eine individuelle Datumsangabe.
Die Werke bestehen ausschliesslich aus Text und folgen der Struktur von Tagebucheinträgen oder anderen datierten Notizen, in klassischer Druckschrift, schwarz auf weißem Grund. Als Titel in grösserer Schrift befindet sich das jeweilige Datum, auf der Zeile darunter folgt Zeit und Ort, der immer als Basel, Klybeckstrasse angegeben ist. Darauf folgt ein in Ich-Perspektive verfasster Text in Englisch, der persönliche Gedanken, Erlebnisse und Gefühle schildert. Was sich wie emotionale Notizen einer jungen Person liest, die sich mit Themen wie Studium und Beziehung abmüht, sind KI-generierte Einträge. Es fällt auf, dass einige Einträge abrupt (mitten im Wort) enden. Die fünf NFTs unterscheiden sich im Inhalt und teils in der Länge der Texte. Auffällig ist aber, dass sich die Einträge auch durch etwaige Rechtschreibfehler wie Klybeckstasse anstatt Klybeckstrasse (31.12.2023) auszeichnen.
Das Werk Ever nutzt ein modifiziertes GPT-Modell, das Metzger mit ihren persönlichen Tagebucheinträgen von 2010 bis 2023 trainiert hat (Die Modelle werden in unregelmässigen Abständen neu trainiert, zuletzt im Januar 2024.) Dadurch entsteht ein Werk, in dem die Künstlerin Gedanken, Geheimnisse, Ängste und Wünsche mit der Welt teilt – ohne jedoch tatsächlich Persönliches preiszugeben. Die Betrachtenden bleiben in Ungewissheit darüber, was Fiktion ist und welche Einträge auf realen Ereignissen basieren.
Über die Webseite ever.metzger.love kann das Publikum eigene, fiktionale Tagebucheinträge generieren lassen, die mit dem jeweiligen Datum als NFTs auf der Blockchain abgespeichert wurden. Die Serie kann über ein Kalendertool betrachtet werden – ähnlich einem digitalen Tagebuch. Die persönlich anmutenden Einträge sind so der Öffentlichkeit zugänglich, werden gleichzeitig auch als NFTs an Einzelpersonen verkauft.
Diese NFTs werden zu einer Art Memorabilia der Künstlerin, die sie möglicherweise überdauern und als Vermächtnis oder Andenken fungieren, so auch der Bezug zum Titel, der für die Dauer steht, in der die fiktiven Erinnerungen zugänglich sein werden. Doch obwohl die hinterlassenen Erinnerungen und Anekdoten authentisch wirken, sind sie nicht zwangsläufig wahrheitsgetreu.
Text: Nina Liechti
